"Gerechtigkeit für jeden jungen Menschen!" - wie das erreicht werden kann, darüber diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Jugendsozialarbeit, Studierende und Politiker bei einem Dialogtag. "Mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen und zuzuhören ist ein erster Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit", sagte Axel Möller. "Es ist wichtig, gerechte Bildung, gerechte Teilhabe und gerechte Startchancen für jeden jungen Menschen zu schaffen. Das ist auch eine Frage der Einbeziehung und Inklusion - ein Begriff der nicht nur für Behinderte gilt, sondern im positiven Sinne für alle gilt." Deutliche Kritik übte Axel Möller am Koalitionsvertrag der neuen bayerischen Staatsregierung: "Enttäuscht haben wir festgestellt, dass unsere Themen zur Jugendhilfe, zur Sozialarbeit und zur Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen nahezu nicht stattfinden. Umso wichtiger ist es, dass einige Politiker heute hier sind, um über diese Themen zu beraten und sich auszutauschen und gerne auch zu streiten."
Bei den Dialogrunden war dazu anschließend ausreichend Gelegenheit. Schon in den Eingangsstatements wurden die unterschiedlichen Herangehensweisen der Parteien deutlich. Thomas Huber (CSU) sagte, die "sozialpolitische Situation in Bayern war noch nie so gut wie heute. Das ist aber kein Verdienst allein der CSU, sondern vor allen sind es die Menschen, die in diesem Land die soziale Arbeit leisten." Jugendliche kämen im Koalitionsvertrag sehr wohl vor: Im Bereich "Wohnen" gäbe es die Zielsetzung, mehr Wohnmöglichkeiten für junge Menschen zu schaffen. Für Jugendliche aus benachteiligten Familien gelte eine "fürsorgliche Familienpolitik".
Damit antwortete Huber auf Ruth Waldmann (SPD), die Teilhabe an der Gesellschaft als "Ziel sozialer Gerechtigkeit" ansieht und den Koalitionsvertrag kritisierte: Darin kommen Jugendliche nicht vor, außer im Zusammenhang mit ‚Jugendkriminalität‘, d.h. Jugendliche werden nur im Problemzusammenhang gesehen." Wichtig seien auch die Entfaltungsmöglichkeiten für Jugendliche zu schaffen:
"Jugendsozialarbeit hat einen eigenen Anspruch, sie ist nicht der Reparaturbetrieb für die Wirtschaft."
Kerstin Celina (Grüne) dankte der KJS, dass sie das Thema Gerechtigkeit für Jugendliche aufgreift und nach Verbesserungen sucht und wies auf das besondere Problem der Obdachlosigkeit von Jugendlichen hin: "Wer ohne Unterkunft ist hat kaum einen Rückzugsraum, um zu lernen, seine Ausbildung fertig zu bringen. Von diesen Jugendlichen muss eine viel größere Leistung erbracht werden, um ihren Platz in der Gesellschaft zu bekommen."
Julika Sandt (FDP) dagegen forderte, das Schulsystem in Bayern durchlässiger zu gestalten, denn Bildung schaffe Chancengleichheit. Schulen müssten die Defizite der Familien ausgleichen und Werte wie Toleranz und Menschlichkeit vermitteln. Das gelte auch für die Vermittlung von digitaler Kompetenz und Medienkompetenz. Sandt wies auf eine besondere Form der Ungerechtigkeit hin: "Es ist ein Skandal, dass einem Jugendlicher aus einer Hartz-IV-Familie, der sich in den Ferien Geld dazu verdiene, einen Großteil davon abgezogen wird, weil es auf das Familieneinkommen angerecht wird."
Der Dialogtag der Katholischen Jugendsozialarbeit Bayern fand bereits zum 11. Mal statt und befasst sich mit unterschiedlichen Themen aktuellen Themen aus der Jugendsozialarbeit. Die Katholische Jugendsozialarbeit (KJS) Bayern ist die Landesarbeitsgemeinschaft der überregional tätigen Träger der Jugendsozialarbeit in Bayern. Die Träger unterstützen die soziale, schulische und berufliche Integration sozial benachteiligter und individuell beeinträchtigter junger Menschen. Zu ihren Angeboten gehören Jugendwohnen, Jugendwerkstätten zur Ausbildungsvorbereitung, die Jugendsozialarbeit an Schulen, aber auch Jugendmigrationsdienste.