Schneller, höher, weiter, profitabler - gerade in der Weihnachtszeit brummt die Wirtschaft, insbesondere der Einzelhandels meldet jedes Jahr wieder Rekorderlöse. Wem allerdings dient das ganze Geld? Was für einen Preis müssen die Angestellten zahlen, wenn das einzige Paradigma das der Profitmaximierung ist? Und welche Entwicklungen müssen genau beobachtet werden? Wie christliche Ethik und Spiritualität im Bereich der Wirtschaft andocken können, wie ein am Menschen orientiertes Wirtschaften aussehen kann und welchen Zwängen auch Christen im modernen Wirtschaftsleben ausgesetzt sind, dieser Frage widmete sich das Klosterforum, das Ende November im Kapuzinerkloster in München stattfand.
Kapuzinerpater und Theologieprofessor Dr. Thomas Dienberg, Prälat Bernhard Piendl, Landes-Caritasdirektor für Bayern, sowie Christine Pehl, Beraterin, Dozentin und zertifizierter Coach diskutieren das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und stellen sich auch den Fragen und Anmerkungen des Publikums. Xander Zimmermann, Künstler aus der Isarvorstadt, wird das Gespräch moderieren. Die Vorlage für die offene Podiumsdiskussion liefert das Buch "Um des Menschen willen - Wirtschaften geht auch anders" von Prof. Dienberg. Darin verbindet der Autor die spirituelle Weisheit der Kirche mit modernen Managementansätzen.
Die Gesprächsteilnehmer waren sich jedoch einig, dass man man nicht pauschal fragen könne, was schief laufe in der Wirtschaft. Vieles laufe nämlich gut, die Zusammenhänge seien für Schwarz-Weiß-Malerei zu komplex, in der Öffentlichkeit werde oft zu schnell geurteilt, ohne die genauen Hintergründe für manche Entscheidungen zu kennen. Landes-Caritasdirektor Piendl erklärte, dass "ein Großteil" in der Wirtschaft "seriös" agiere, Deutschland sei "zum Glück keine Bananenrepublik". Der Begriff "ehrbarer Kaufmann" fiel in diesem Zusammenhang öfter. Bei seinen Gesprächen mit Politikern und Verbändevertretern, so erzählte Piendl, spüre er oft "das ernsthafte Bemühen, Politik nach christlichen Werten und ethischen Maßstäben" zu gestalten. Das christliche Gedankengut erfreue sich im Business-Bereich hoher Wertschätzung, bestätigte auch Beraterin Pehl.
Dienberg brachte den zentralen Begriff von "Spiritualität" ein, als jene Grundinspiration im Leben eines jeden Einzelnen, die ihn trage, sein Handeln präge, Geist gebe, und aus der jeder seine Werte und Überzeugungen generiere: "Das ist weit mehr als Ethik." Einig war man sich, dass die Kirche nicht verzagt, sondern viel selbstbewusster in der Öffentlichkeit auftreten und das Wort gegen eine bloß wachstumsorientierte Ökonomie erheben müsse. Das werde von ihr erwartet. Nur so könne, wie es auch Benedikt XVI. und Papst Franziskus fordern, der Mensch in den Mittelpunkt allen (wirtschaftlichen) Handelns gerückt werden.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des "Monats der Spiritualität" statt, einer Initiative des Sankt Michaelsbundes; der Landes-Caritasverband war Mitveranstalter. Im Monat der Spiritualität waren Büchereien und Bildungseinrichtungen im November eingeladen, religiöse Buch- und Medienempfehlungen sowie Veranstaltungen zum Thema Spiritualität anzubieten und so vor dem Advent Räume der Stille und Besinnung zu eröffnen.