Bischof Rudolf Voderholzer (Mitte) informierte sich anlässlich der bundesweiten Woche der katholischen Flüchtlingshilfe in Regensburg über das Caritas-Hilfsprojekt der PSV. Anwesend waren unter anderem Caritasvorsitzender und Domkapitular Michael Dreßel (4. v. l.), Diözesaner Flüchtlingsbeauftragter Florian Faltenbacher (5. v. r.) und Sozialpädagogin Judith Maier (rechts), mit dem weiteren Team der Psychosozialen Versorgung der Caritas Regensburg.Foto: Och
Regensburg. In der bundesweiten "Woche der katholischen Flüchtlingshilfe" soll auf die vielfältige Arbeit, die in den Diözesen für schutzsuchende Menschen geleistet wird, aufmerksam gemacht werden. In Regensburg standen Angebote der Caritas für Geflüchtete mit Traumata im Mittelpunkt.
"Die Politik und Fachverbände mahnen seit Langem eine verlässliche psychosoziale Versorgung für traumatisierte Geflüchtete an. Präventiv, präklinisch und bedarfsgerecht - genau hier setzt die Caritas an", eröffnete Florian Faltenbacher das Gespräch mit Bischof Rudolf Voderholzer. Faltenbacher ist der diözesane Flüchtlingsbeauftragte und leitet bei der Caritas das Referat Soziales Profil der Kirche.
Der Bedarf an psychosozialer Unterstützung ist hoch
Aus Studien der BafF (Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e. V.) geht hervor, dass 87 % aller geflüchteten Menschen potenziell traumatisierende Ereignisse wie Krieg, Verfolgung oder Zwangsrekrutierung erlebt haben. Rund 30 % sind von depressiven Erkrankungen oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung betroffen.
Der Zugang Geflüchteter zur psychosozialen Versorgung ist stark eingeschränkt: In den ersten drei Jahren besteht nur Anspruch auf Akutbehandlung, danach verhindern Platzmangel, Bürokratie und Sprachbarrieren oft den Weg in die Therapie. Die 2022 gegründete Beratungsstelle der Caritas versucht diese Versorgungslücke in Ostbayern zu schließen. Mit ihrem Angebot leistet sie Soforthilfe und Krisenintervention für Schutzsuchende im Bistum Regensburg.
Caritas Regensburg erweitert das Beratungsangebot
Gewalterfahrungen, Trauer, Schlafprobleme, Abhängigkeiten, Suizidgedanken und Diskriminierung gehören zu den häufigsten Themen, mit denen Ratsuchende die Beratung aufsuchen. Die Caritas Regensburg hat ihre Kapazitätsgrenzen längst erreicht und ist gezwungen, aufgrund der enormen Nachfrage zahlreiche Anfragen auf eine Warteliste zu setzen. Sina Klotzbücher, Projektmitarbeiterin der PSV, macht auf die Folgen aufmerksam: "Je länger Klientinnen und Klienten auf Stabilisierungsmaßnahmen warten müssen, desto stärker verfestigt sich das Trauma und kann sich schließlich zur Krankheit manifestieren." Auch Bischof Voderholzer kennt die aktuelle Lage in Deutschland: "Mein Bruder leitet eine psychosomatische Klinik und hat wegen des enormen Bedarfes und der großen Not vieler junger Menschen Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Das ist sehr belastend."
Ab Mitte Oktober erhält das Projekt deshalb eine wichtige Erweiterung: eine psychotherapeutische Beratung mit dem Schwerpunkt Traumatherapie. Herzstück des Konzepts ist ein ganzheitlicher Ansatz: niedrigschwellig, kultursensibel und durch kostenlose Sprachmittlung barrierefrei zugänglich: "Bei der Caritas greifen wir auf einen Sprachmittlerpool von 96 Personen zurück, die für die Beratung eine Übersetzung in 38 Sprachen gewährleistet, erklärt Judith Maier, Beraterin in der Beratungsstelle PSV der Caritas Regensburg.
Jeder Euro zählt: Zwischen bürokratischen Hürden und wachsendem Bedarf
Das Caritasprojekt hängt an verschiedenen Fördertöpfen, dazu gehören auch staatliche Mittel, eine langfristige Finanzierung ist nicht gesichert. Faltenbacher, der auch den Flüchtlingsfonds der Diözese verwaltet, rechnet damit, dass viele psychosoziale Zentren in Deutschland ihre Leistungen einschränken, wenn nicht sogar einstellen müssen.
Das Regensburger PSV-Projekt ist durch frühere Förderzusagen derzeit noch für zwei Jahre abgesichert. Mit Blick auf den wachsenden Beratungsbedarf bei gleichzeitig begrenzten Mitteln setzt der Caritasvorsitzende Michael Dreßel auf die verbandliche Lobbyarbeit: "Wenn einerseits die Bedeutung der psychosozialen Betreuung Geflüchteter immer wieder betont wird, muss die Gesellschaft andererseits auch bereit sein, die dafür nötige Finanzierung sicherzustellen. Wer A sagt, muss auch Schritt B tun." Faltenbacher versichert: "Jeder Euro den wir bekommen, wird direkt in unsere Klientinnen und Klienten investiert".