Nach mehr als drei Jahrzehnten endet in Parsberg das Angebot der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme. Die langjährige Suchtberaterin Bettina Zurek verabschiedet sich in den Ruhestand. Foto: Och
Parsberg. "Warum greifen Menschen zu Alkohol, Drogen oder Glücksspiel? Welche Bedürfnisse oder Probleme versuchen sie damit auszugleichen?" - Mit diesen Fragen startete Sozialpädagogin Bettina Zurek zahlreiche Gespräche in der Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme in Parsberg. Ihr Ziel war es stets, dass Menschen sich selbst reflektieren: "Wenn ich mich verstehen kann und die Ursachen und Zusammenhänge für mein Suchtverhalten erkenne, dann kann ich auch etwas verändern."
Die Caritas Fachambulanz hat seit über 30 Jahren Menschen mit Suchtproblemen in und um Parsberg begleitet - von der ersten Information und Beratung über die Vermittlung in Therapien bis hin zurBegleitung und Nachsorge. Dabei wurde nicht nur den Betroffenen geholfen, sondern auch deren Angehörige. Die Beratungsstelle in Parsberg ist einer von zwölf Standorten der Caritas Suchthilfe in der Diözese Regensburg. Seit 2008 leitete Bettina Zurek die Beratungsstelle und prägte das Angebot entscheidend. Nun endet diese Ära: Zum 1. Oktober geht die Sozialpädagogin in den Ruhestand.
Die Caritas Suchthilfe war seit 1991 mit Sprechstunden in Parsberg präsent, damals noch unregelmäßig im Pfarrheim St. Andreas. 1995 wurde schließlich der Büroraum im Rathaus bezogen. Das Angebot schloss eine Versorgungslücke: Im gesamten ländlichen Raum zwischen Nürnberg und Regensburg gab es keine vergleichbare Anlaufstelle. Jährlich nahmen rund 60 Menschen die Beratung in Anspruch - vor allem zum Thema Alkohol, daneben auch zu illegalen Drogen, Medikamenten, Glücksspiel und Internetsucht.
Mit ihrem Beratungsangebot deckte Zurek ein großes Einzugsgebiet ab, zudem vielen zahlreiche organisatorische Aufgaben an. "Oft war ich nicht nur Suchtberaterin, sondern Ansprechpartnerin für die
unterschiedlichsten Sorgen - niemand wurde an der Caritastür abgewiesen", sagt sie. Sie sieht sich rückblickend als "Clearingstelle für Menschen in Not": Dank guter Netzwerkarbeit konnte sie fast immer die passende Fachstelle vermitteln. "Konkurrenzdenken gab es dabei nie - das Wohl der Klientinnen und Klienten stand immer an erster Stelle."
Öffentlichkeitsarbeit lag ihr besonders am Herzen. Mit sportlichen Aktionen wie der von ihr gegründeten Walkinggruppe zum Tag der seelischen Gesundheit oder mit Vorträgen in Vereinen und Schulen
machte sie das Thema Sucht im ländlichen Raum sichtbar. Auch auf Bauernmärkten war die lebensfrohe Beraterin mit einem Caritasstand präsent, um ins Gespräch mit den Einwohnern zu kommen und
Aufklärungsarbeit zu leisten.
Zum Abschied richtet sie einen Appell an die Bevölkerung: "Es gibt so viele Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen - nehmt sie an!" Gleichzeitig regt sie dazu an, über den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol nachzudenken: "Muss die Volksdroge Nummer eins wirklich immer und überall verfügbar sein?" Auch die Preisgestaltung von Alkohol hält Zurek für problematisch: "Wie kann es sein, dass im öffentlichen Raum ein großes Glas stilles Wasser genauso viel kostet wie eine Flasche Bier?" Für sie zeigt sich daran, wie selbstverständlich Alkohol im Alltag verankert ist - und wie schwer es oftmals fällt, riskanten Konsum kritisch zu hinterfragen.
Die Caritas Regensburg dankt Bettina Zurek herzlich für ihr jahrzehntelanges Engagement. "Sie war das Gesicht der Suchtberatung in Parsberg - kompetent, empathisch und unermüdlich für die Menschen da", heißt es von Marion Santl, Leiterin der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme in Regensburg. Mit der Übernahme der Räumlichkeiten durch die Diakonie bleibt die Beratung vor Ort gesichert.