In der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme wurde der Tag das zweite Mal in Folge mit einer kleinen Andacht in der Dreifaltigkeitskirche ausgerichtet. Die Gedanken richteten sich an die Toten in Deutschland, Bayern und in der Oberpfalz.
Der Internationale Gedenktag entstand durch den Tod einer jungen Frau am 21. Juli 1994 in der Drogenszene in Gladbeck. Ihre Mutter wollte mit einem Gedenktag an das Leid der Betroffenen und der Angehörigen aufmerksam machen. Im letzten Jahr wurden in Deutschland 1826 Tote in Zusammenhang mit Drogen gezählt. In Bayern starben 255 Menschen. Also mehr Menschen als im Jahr zuvor.
Die Andacht, die die Fachambulanz des Caritasverbandes Amberg-Sulzbach e.V. ausgerichtet hat, stand ganz im Zeichen des Menschen. "Den Menschen hinter der Erkrankung sehen", waren die einleitenden Worte des Leiters der Fachambulanz Benjamin Treffert. So war der Mensch und das Menschsein mit seinen Facetten im Spannungsfeld der Abhängigkeitserkrankung, zentrale Aussagen in der Andacht.
Daneben beschrieb Herr Treffert in seiner Rede auch, dass eine Abhängigkeit nicht nur den Betroffenen leiden lässt und der Tod eines Konsumentens unbeachtet bleibt, sondern dass jeder Mensch für seine Umgebung eine Lücke hinterlässt und auch das Umfeld darunter leidet.
Eine Lücke, die bei vielen Angehörigen mit Scham gefüllt wird. Eine Scham, die zum Teil aus der Annahme stammt, dass das Umfeld selbst zur Entwicklung der Erkrankung beigetragen hat. Viele der Angehörigen leiden auch unter dem Selbstvorwurf, dass man vielleicht zu spät oder zu wenig etwas unternommen hat.
Und auch hier wurde innerhalb der Veranstaltung gedacht, dass das Schweigen und die Scham der Angehörigen durchbrochen werden, um das stille Leiden des Umfelds zu verhindern und Hilfen wieder zugänglicher zu machen. Herr Treffert warb für mehr Solidarität untereinander und um mehr Menschlichkeit in der Bevölkerung, "Menschsein heißt auch Gefühle und Gedanken teilen, heißt Lasten abnehmen, heißt auch solidarisch mit seinem Umfeld sein.", so der Leiter in der Andacht.
Deshalb passte die Botschaft des barmherzigen Samariters, die Herr Pfarrer Ludwig Gradl für die Andacht wählte, um das Handeln und Helfen der Schwächsten in der Gesellschaft mit zu thematisieren und für Solidarität zu werben.
Das Leid der Betroffenen und der Angehörigen wurde auch in den Fürbitten der Fachambulanz aufgenommen, in diesem Rahmen richtet sich das Augenmerk nicht nur auf die betroffenen Konsumenten, sondern auch auf einen besseren Umgang der Öffentlichkeit mit den Angehörigen. Ebenfalls richtete er seine Bitten an die Landespolitik, sich einer progressiveren Drogenpolitik zu öffnen, um wertvolle Menschenleben zu retten.
Kerzen für die verstorbenen Drogengebraucher*innen bei der Andacht in der Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit zum Internationalen Drogentotengedenktag.Foto: Franziska Lehmann
Die Andacht endete mit dem Entzünden der Kerzen in Form einer 255 im Altarraum und den Platzhaltern, die dort ausgelegt waren. Sie sollten die verstorbenen Drogentoten aus der Region symbolisieren und dafürstehen, dass diese zwar nicht mehr unter uns sind, aber nicht vergessen werden. Ein Mensch mit einer eigenen Geschichte, einer Familie, Freunden und Partnern.